BASTA for­dert: Keine gehei­men Beratungen über wei­te­re Milliarden für die Kirchen!

Mehr als 100 Jahre lang haben sich die zustän­di­gen Parlamente gewei­gert, den bin­den­den Verfassungsauftrag zur Ablösung der vor­kon­sti­tu­tio­nel­len Staatsleistungen an die Kirchen zu erfül­len. Noch immer zah­len fast alle heu­ti­gen Bundesländer jähr­lich die­se umstrit­te­nen Gelder. Im ver­gan­ge­nen Jahr flos­sen so etwa 600 Millionen Euro aus den Landeshaushalten allein an die katho­li­sche und die evan­ge­li­schen Kirchen. Die unver­züg­li­che Beendigung der Staatsleistungen durch Ablösung ist unbe­dingt not­wen­dig, aber sie muss in offe­nen und trans­pa­ren­ten Gesprächen mit der Zivilgesellschaft aus­ge­han­delt und darf nicht hin­ter ver­schlos­se­nen Türen „aus­ge­klün­gelt“ werden.

Der Sprecher des „Bündnis alt­recht­li­che Staatsleistungen abschaf­fen BASTA“ Friedrich Coradill kom­men­tiert das frag­wür­di­ge Vorgehen kri­tisch: „Leider schei­nen die poli­tisch Verantwortlichen kein Interesse an einem offe­nen Austausch zu haben. Während der Verfassungsauftrag Jahrzehnte lang igno­riert wur­de, kann es plötz­lich in Geheimverhandlungen mit den Kirchen nicht schnell genug gehen.“

Seit August 2022 gibt es, weit­ge­hend unbe­merkt von der Öffentlichkeit, eine Arbeitsgruppe, in der Vertreter der Bundesregierung, der Landesregierungen und der Kirchen über die Modalitäten der Ablösung bera­ten. Bis Ostern 2023 soll laut Medienberichten ein Gesetzesentwurf vor­ge­legt werden.

Coradill ergänzt: „Es ist zu befürch­ten, dass der Entwurf die Bürgerinnen und Bürger teu­er zu ste­hen kom­men wird. Bereits der in der letz­ten Legislaturperiode von den dama­li­gen Oppositionsparteien (FDP, Grüne, Linke) vor­ge­leg­te Vorschlag hät­te den Kirchen wei­te­re bis zu 24 Milliarden (!) Euro gebracht, was u.a. sei­tens des Instituts für Weltanschauungsrecht kri­ti­siert wur­de. Dieser Vorschlag wur­de sei­ner­zeit von SPD und CDU/CSU abge­lehnt. Es ist aber kaum zu ver­mu­ten, dass die jet­zi­ge Ampelkoalition mit Zustimmung der Kirchen hin­ter dem dama­li­gen Vorschlag zurückbleibt.

Was das kon­kret bedeu­tet erläu­tert Coradill anschau­lich: „Das Nichts-Tun bzw. die Nicht-Ablösung hat die deut­schen Länder seit 1949 bis jetzt 21 Milliarden Euro gekos­tet und die zu erwar­ten­de Ablösung könn­te nach Schätzungen zusätz­li­che 11 Milliarden Euro kos­ten. Wenn die Ablösezeiträume wie­der 5 + 20 Jahre sein sol­len, kom­men im Worst-Case wei­te­re 21 Milliarden Euro an Weiterzahlungen dazu, also fast das Doppelte der Ablösung! Und das alles hin­ter ver­schlos­se­nen Türen. Dagegen war das Maut-Desaster Scheuers gera­de­zu eine Petitesse.“
Nicht nur der genaue Arbeitsauftrag, auch der Inhalt der Beratungen, der Verhandlungsstand und die genaue per­so­nel­le Zusammensetzung der Arbeitsgruppe sind unbe­kannt. Auskünfte über die Gruppenzusammensetzung hat das feder­füh­ren­de Bundesinnenministerium zunächst aus­drück­lich ver­wei­gert, nach einer Anfrage nach dem Informationsfreiheitsgesetz IFG aber dahin­ge­hend beant­wor­tet, dass nur Vertreter:innen von Bund und Länder sowie der Kirchen dabei sind. „Was soll bei solch einer Verhandlung, in der kei­ne Vertreter:innen aus dem nicht­kirch­li­chen Bereich der Gesellschaft ein­be­zo­gen wer­den, ande­res als ein den Kirchen gewo­ge­nes Ergebnis her­aus­kom­men?“, fragt Coradill.

Auch unter den Jurist:innen gibt es zuneh­mend Stimmen, die nach jahr­zehn­te­lan­ger Zahlung an die Kirchen eine wei­te­re abschlie­ßen­de Ablösungsentschädigung für ent­behr­lich, ja sogar inak­zep­ta­bel halten.

Bürgerrechtliche und säku­la­re Verbände rufen die ver­ant­wort­li­chen Politiker:innen daher auf, die Geheimverhandlungen umge­hend zu been­den. Unter Beteiligung aller gesell­schaft­li­cher Gruppen muss zunächst ein offe­ner Diskussionsprozess zum Thema Ablösung der Staatsleistungen statt­fin­den, der dann in eine Arbeitsgruppe mün­den könn­te, die viel­fäl­tig zusam­men­ge­setzt sein muss und in der nament­lich auch die Interessen der Mehrheit der Steuerzahler:innen ver­tre­ten sein müs­sen, die kei­ner Kirche angehören.

Mit freund­li­chen Grüßen

gez. Friedrich Coradill
Sprecher für das Bündnis alt­recht­li­che Staatsleistungen abschaf­fen – BASTA

 

Hier der Link zu unse­rer Pressemitteilung vom 26. Januar 2023 als PDF

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